Cologne Game Lab entwickelt sich zum Forschungszentrum für Games – „Wir wollen Visionäre ausbilden“
von Helmut Hartung am 21.06.2012 in Archiv, Gastbeiträge, Glücksspiel, Interviews

Interview mit Prof. Björn Bartholdy, Gründungsdirektor des CGL
Das Cologne Game Lab (CGL) an der Fachhochschule Köln erforscht und entwickelt interaktive Inhalte und bildet entsprechende Fachkräfte für die Games-Branche aus. Zu den Schwerpunktthemen des Instituts, das 2010 gegründet worden ist, zählen neben digitalen Spielen auch interaktive Film- und TV-Formate sowie verwandte Formen digitaler Kunst, Bildung und Unterhaltung.
Herr Bartholdy, wie fällt die Bilanz nach 30 Monaten aus?
Björn Bartholdy: Der Gründung des Instituts gingen schon mehrere Jahre der Konzeption, Mittelakquise und inhaltlichen wie politischen Vernetzung voraus. Es ist uns gelungen, das CGL innerhalb der letzten drei Jahre erfolgreich in der deutschen Hochschullandschaft und Games Szene zu etablieren, den Master Studiengang zu starten (aktuell nehmen wir den dritten Jahrgang auf) und nahtlos Forschungsprojekte an das Institut zu holen. Für uns ist das eine sehr positive Bilanz.
Was macht das CGL heute so einzigartig?
Björn Bartholdy: Die Verbindung von künstlerischem und wissenschaftlichem Arbeiten. Wir versuchen die Balance zwischen freier kreativer Arbeit mit dem Blick auf die Industrie zu halten.
NRW ist ein wichtiger Standort für Games. Wo ist Ihre Schnittstelle zu den Unternehmen?
Björn Bartholdy: Das Institut unterhält Kontakte zu allen wichtigen Developern und Publishern in der Region und darüber hinaus. Im Rahmen der Lehre laden wir ständig Personen aus der Industrie zu uns ein – daneben freuen wir uns auch, Odile Limpach (GF Ubisoft/Bluebyte) und Martin Lorber (Pressesprecher Electronic Arts) im Beirat des Labs zu haben.
Auf welche Projekte konzentrieren Sie sich gegenwärtig?
Björn Bartholdy: Neben der nächsten Runde im Master- Studiengang ist unser großes Ziel die Einrichtung eines Bachelor Programms. Konzeptionell steht die Planung hierfür weitestgehend, jetzt versuchen wir das Ganze auch bezüglich der Finanzierung auf die Beine zu stellen – keine ganz leichte Aufgabe. Inhaltlich werden wir von der Stadt Köln, dem Land und der Industrie in diesem Vorhaben unterstützt – die Fachhochschule Köln muss noch final von diesem Vorhaben überzeugt werden.
Wo sehen Sie insgesamt die Trends bei Games?
Björn Bartholdy: Im Bereich der Distribution wird es immer stärker Richtung Online gehen – das Box Geschäft hat nicht mehr den alten Stellenwert. Auch das Spielen in der Cloud (Play on Demand – zb OnLive) ist als Megatrend bereits gesetzt, ebenso wie das Free to Play Modell/Browser Games. Spannend ist auch, dass sich durch die Demokratisierung der Entwicklungswerkzeuge und Online Distribution immer mehr Independent -Produkte als Alternative zu industriell gefertigten Games positionieren. Hier findet vor allem die inhaltlich ästhetische Innovation des Mediums statt.
Wie sehen Sie die weitere Entwicklung des CGL?
Björn Bartholdy: Die staatlichen Hochschulen haben das Thema der digitalen Spiele noch nicht für sich erkannt. Wir hoffen mit dem CGL dazu beizutragen, dass sich dies zu verändert. Unser Ziel ist es, mit dem Institut zum einen qualifizierte Menschen für die Branche auszubilden, zum anderen aber auch die so wichtigen Experimente und dazugehörigen Visionäre zu erzeugen. Eine fundierte künstlerisch- wissenschaftliche Ausbildung und Forschung sind die Voraussetzung dafür, Deutschland und NRW im Kontext der Entwicklung digitaler Spiele gut zu positionieren. Köln/NRW sind prädestiniert für unser Vorhaben – unsere Vision ist es, mit dem Cologne Game Lab einer der wichtigen Impulsgeber in diesem Themenkomplex zu sein.
Das Interview wurde im promedia-Special Medienforum NRW 2012 erstveröffentlicht.