Archiv Mai 2022

„Die Medienregulierung in Deutschland fährt auf eine Wand zu“

„Die Medienregulierung in Deutschland fährt auf eine Wand zu“

von am 31.05.2022

Medienpolitische Portraits: Carsten Brosda und Wolfgang Schulz

31.05.2022. Medienpolitik.net setzt seine Reihe medienpolitischer Portraits mit Beiträgen über Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien in Hamburg und Prof. Dr. Wolfgang Schulz, Direktor des Hans-Bredow-Instituts / Leibniz-Institut für Medienforschung, in Hamburg, fort. Grundlage aller 16 Interviews waren Gespräche mit Persönlichkeiten aus Politik, Medienaufsicht, Unternehmen und Wissenschaft. Die Autoren sind Studierende des Master-Studiengangs Journalistik der TU Dortmund. Carsten Brosda (SPD) ist seit 2017 Hamburger Senator. Er hat in Dortmund Journalistik studiert und dort promoviert, ist Schalke-Fan und sagt: „Es braucht auf der Bundesebene eine starke Stimme für Kultur und Medien, die aus eigener Kraft handlungsfähig ist. Aber es braucht kein eigenes Ressort dafür.“ Warum das Amt des Kulturstaatsministers für ihn nicht in Frage kam, erzählt Brosda im Portrait.
Wolfgang Schulz ist Jurist, spezialisiert auf Medienrecht und Medienpolitik. Er liest gerne Champagnerratgeber, mag neben Jura und Journalistik auch Informatik-Themen und sagt: Wir brauchen eine Medienregulierung, die in die Zukunft schaut – denn vor allem junge Menschen fänden, dass Medien nicht mehr ihre Wirklichkeit widergeben. Beide Portraits stammen von Max Sprengart.
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Geburtstag eines kulturellen Füllhorns

Geburtstag eines kulturellen Füllhorns

von am 30.05.2022

70 Prozent der Menschen in Europa können ARTE-Angebote in ihrer Muttersprache sehen

30.05.2022. Von Helmut Hartung, Chefredakteur medienpolitik.net

Ein deutsch-französisches Kulturprojekt ist zu einem Begriff für Qualitätsfernsehen geworden. Am 30. Mai 1992 ging ARTE auf Sendung. Auch nach 30 Jahren ist dieses Angebot ein Novum und ein einzigartiges Konzept. Seitdem ist kein anderes europäisches Medienprojekt entstanden. Zwei Jahre zuvor haben Deutschland und Frankreich einen Vertrag für dieses Gemeinschaftsunternehmen unterzeichnet. ARTE bietet heute Inhalte in sechs Sprachen auf einer Vielzahl von Ausspielwegen an. Hochklassige Spielfilme und Serien, tiefgründige Dokumentationen und Reportagen, aber auch zunehmend eigene Produktionen und Berichte aus dem Kulturleben, kennzeichnen das Profil. 2021 standen dem Sender 141,6 Millionen Euro zur Verfügung. Je zur Hälfte aus dem Rundfunkbeitrag in Deutschland und Frankreich finanziert. Der deutsche Beitragszahler ist somit mit 64 Millionen Euro an diesem kulturellen Füllhorn beteiligt. Ein Schnäppchen im Vergleich zu den Aufwendungen für ARD und ZDF.
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„Für Medienpolitik muss man einen langen Atem haben“

„Für Medienpolitik muss man einen langen Atem haben“

von am 25.05.2022

Medienpolitische Portraits: Dirk Schrödter und Claus Grewenig

25.05.22 Medienpolitik.net setzt seine Reihe medienpolitischer Portraits mit Beiträgen über Dirk Schrödter, Chef der Staatskanzlei in Schleswig-Holstein und Claus Grewenig, Chief Corporate Affairs Officer RTL Deutschland und Vorstandsvorsitzender des privaten Medienverbands Vaunet, fort. Alle 16 Porträts sind im Frühjahr 2022 entstanden. Grundlage hierfür waren Interviews mit Persönlichkeiten aus Politik, Medienaufsicht, Unternehmen und Wissenschaft. Die Autoren sind Studierende des Master-Studiengangs Journalistik der TU Dortmund. Zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn hätte sich Dirk Schrödter (CDU) nicht vorstellen können, im Bereich der Medienpolitik zu arbeiten. Doch als der 43-Jährige Chef der Staatskanzlei von Schleswig-Holstein wurde, fiel das Thema plötzlich in seinen Aufgabenbereich. Inzwischen macht es ihm „richtig Spaß“. Ein Portrait von Christian Woop.
Claus Grewenigs zwei große Leidenschaften beginnen mit M: Musik und Medien. Er ist Bereichsleiter der Abteilung Medienpolitik bei der Mediengruppe RTL Deutschland GmbH und sagt: Jetzt sei die spannendste Zeit für die Medien seit der Einführung des privaten Rundfunks Mitte der 80er Jahre. Ein Portrait über Claus Grewenig von Jonas Nitsch.
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Vielfalt ist Ausdruck von Humanität in der Demokratie

Vielfalt ist Ausdruck von Humanität in der Demokratie

von am 24.05.2022

Leipziger Impuls III: Öffentlich-rechtliche Medien wollen Gemeinwohl durch Vielfalt sichern

24.05.2022. Gemeinsam verabschiedeten alle Rundfunkanstalten der ARD, ZDF, Deutschlandradio sowie SRG, ORF und ARTE zusammen mit der Handelshochschule Leipzig und dem Weizenbaum-Institut Berlin den Leipziger Impuls III. Darin bekennen und verpflichten sie sich zu ihrer Verantwortung für Vielfalt als Schlüsselkategorie einer modernen, offenen und pluralistischen Gesellschaft. Die ersten beiden Leipziger Impulse gab es 2019 und 2020. Das Verhältnis von Gemeinwohl und Vielfalt werde, so der Text der Entschließung, im weiteren Strukturwandel der Öffentlichkeit eine immer zentralere Rolle spielen. Diese Überzeugung eine die Unterzeichnenden des dritten Leipziger Impulses. Alle öffentlich-rechtlichen Medienhäuser in Deutschland, der Schweiz, Österreich würden in der Sicherung der Vielfalt durch gemeinwohlorientierte Medien einen elementaren Wert einer freien und offenen demokratischen Gesellschaft sehen. Die integrative Aufgabe von öffentlich-rechtlichen Medien bestehe vor allem im Sichtbarmachen und Einordnen der gesellschaftlichen Vielfalt beispielsweise hinsichtlich Themen, Akteuren, Meinungen, Erfahrungen, Werthaltungen und Perspektiven in zeitgemäßen Angebotsformen und vielfältigen Genres.
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„Vertrauen erzeugt man durch Offenheit“

„Vertrauen erzeugt man durch Offenheit“

von am 23.05.2022

60 Prozent der erwachsenen Bevölkerung hält den Journalismus für glaubwürdig und nur 10 Prozent für nicht glaubwürdig

23.05.2022. Interview mit Prof. Dr. Michael Steinbrecher, Professur für Fernseh- und crossmedialen Journalismus an der TU Dortmund

Der Journalismus stehe vor der Herausforderung, sich häufig auf den kurzfristigen wirtschaftlichen Erfolg fokussieren zu müssen, ohne mittel- und langfristig seine Integrität und Glaubwürdigkeit zu gefährden, sagt Prof. Dr. Michael Steinbrecher von der TU Dortmund. Im Online-Journalismus seien Schnelligkeit, das Zuspitzen von Überschriften, die Praxis des Clickbaitings, um gezielt Besucher auf die Seiten zu locken, ökonomisch erklärbar. Aber zwei Qualitätsdimensionen im Journalismus, nämlich Richtigkeit und Schnelligkeit, geraten so immer häufiger in Konflikt. Wenn ein Medium für glaubwürdig gehalten werde, beruht dies vor allem darauf, dass die Berichterstattung für kompetent und vertrauenswürdig gehalten werde. Auch in einem Medium, dem man vertraue, könnten einzelne Berichte unglaubwürdig erscheinen. Der Mediennutzer vertraue in der Regel nicht blind. Aber sollte das immer wieder passieren, werde das Vertrauen entzogen. Aus der Forschung zu TV-Nachrichten wisse man, dass Bewegtbildern mehr Aufmerksamkeit geschenkt werde als gesprochenen Wort-Nachrichten. Sie vermittelten zunächst einmal den Eindruck von Authentizität. Aber die Glaubwürdigkeit sei nicht per se größer. Es liegt im Eigeninteresse des Journalismus, Informationen sorgfältig zu prüfen.

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Das Kino ist wieder da

Das Kino ist wieder da

von am 19.05.2022

Kinobranche fordert auf Kongress in Baden-Baden weitere finanzielle Unterstützung durch die Politik

19.05.2022. Nach drei Tagen geht heute der Kinokongress in Baden-Baden zu Ende. Die Branche widmete sich in zahlreichen Panels, Workshops und Präsentationen den Zukunftsthemen der Kinos. Die Themen reichen von ordnungspolitischen Fragen wie die künftige Regelung der Kinoauswertung, über Anforderungen an das Produkt deutscher Kinofilm und wie sein Marktanteil gesteigert werden kann, bis hin zur Entwicklung neuer operativer Standards, z.B. im Bereich Nachhaltigkeit. Mit insgesamt 900 akkreditierten Messebesuchern, über 40 Speakern, elf Filmverleihern, die ihr Jahresprogramm präsentieren, sowie über 75 Ausstellern ist die KINO 22 in ihrer 50-jährigen Geschichte eine der bisher größten Veranstaltungen und bewegt sich wieder auf dem Niveau von 2019. Christine Berg, Vorstand HDF KINO, betonte in ihrer Eröffnungsrede sowohl die Herausforderungen als auch die Chancen, vor der die Branche nach zwei Jahren Pandemie stünde. Aber auch die Politik müsse ihre finanzielle Unterstützung fortsetzen.
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„Heike Raab mag es, die Zügel in der Hand zu halten“

„Heike Raab mag es, die Zügel in der Hand zu halten“

von am 18.05.2022

Neue medienpolitik.net-Reihe: medienpolitische Porträts

18.05.2022. Ein Porträt ist eine journalistische Darstellungsform. Die Momentaufnahme einer Person soll entstehen – gleich einem facettenreichen Bildnis. Was aber sind medienpolitische Porträts? Hier widmen sich Texte Persönlichkeiten, die für die Medienpolitik in Deutschland und Europa bedeutsam sind. Medienpolitik.net publiziert diese 16 Beiträge, die teils berufliche, teils persönliche Einblicke geben, in loser Folge. Alle 16 Porträts sind im Frühjahr 2022 entstanden. Grundlage hierfür waren Interviews mit Persönlichkeiten aus Politik, Medienaufsicht, Unternehmen und Wissenschaft. Die Autoren sind Studierende des Master-Studiengangs Journalistik der TU Dortmund. Sie verfügen durch studienintegrierte Volontariate bereits über journalistische Praxis und arbeiten größtenteils studienbegleitend für verschiedene Medien. Entstanden sind die Texte im Rahmen des Seminars „Aktuelle medienpolitische Entwicklungen“, das von Prof. Dr. Tobias Gostomzyk, Professur für Medienrecht an der TU Dortmund, begleitet wurde. Die Auswahl der Porträtierten erfolgte bei allein 16 Texten gezwungenermaßen selektiv. Viele weitere Persönlichkeiten hätten hier vertreten sein können. Sollte es eine Fortsetzung geben, werden wir an diese denken. Wir beginnen die Reihe mit einem Porträt der Medienstaatssekretärin in Rheinland-Pfalz, Heike Raab, von Lisa Koenig.
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„Neue Angebote nur bei Überprüfung bisheriger Angebote“

„Neue Angebote nur bei Überprüfung bisheriger Angebote“

von am 17.05.2022

Berlin sieht keine Gefahr für Unterhaltung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk

17.05.2022. Interview mit Dr. Severin Fischer (SPD), Chef der Berliner Senatskanzlei

Bei ihrer jüngsten Sitzung am 4. Mai hat sich die Rundfunkkommission der Länder weitgehend über die Auftragsreform für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk verständigt. So besteht, nach Informationen aus Teilnehmerkreisen, die Hoffnung, dass die Regierungschefinnen und – chefs auf ihrer Tagung am 2. Juni 2022, den Entwurf einmütig billigen, dem anschließend die Landesparlamente zustimmen müssen. Kernpunkt der Reform ist eine verringerte Beauftragung linearer Programme. In einem Gespräch mit medienpolitik.net sagte dazu Dr. Severin Fischer, Chef der Berliner Senatskanzlei: „Der erweiterte Spielraum soll jedoch nicht dazu führen, dass das Angebot einfach nur vergrößert wird. Neue Angebote müssen einhergehen mit einer kritischen Überprüfung bisheriger Angebote.“ Alle Beteiligten, so Fischer, müssten sich bewusst sein, dass ein Wechsel auf nicht-lineare Verbreitungswege und der damit einhergehende Ausbau digitaler Angebote nicht zu Einsparungen bei den Anstalten führen werde. Berlin strebe langfristig einen möglichst stabilen Rundfunkbeitrag an und sei für einen ergebnisoffenen Prozess unter Berücksichtigung der gesamten Parameter, um eine „relative Beitragsstabilität“ zu erreichen, die mit einer „höchstens moderaten Beitragsanpassungen“ einhergeht.
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„Eine filmpolitische Investitionsquote erhöht nicht Vielfalt und Output der Branche“

„Eine filmpolitische Investitionsquote erhöht nicht Vielfalt und Output der Branche“

von am 16.05.2022

VAUNET hält Investitionsverpflichtungen für VoD-Plattformen verfassungsrechtlich für bedenklich

16.05.2022. Interview mit Daniela Beaujean, Geschäftsführerin des Verbands Privater Medien (VAUNET)

Spätestens mit dem Koalitionsvertrag vom November 2021 gehört sie zu den Standardforderrun-gen der Film- und TV-Produzenten: die Investitionsverpflichtung für in- und ausländische VoD-Plattformen. Diese sollen per Quotenvorgabe gezwungen werden, einen größeren Anteil an Pro-duktionen als bisher in Deutschland in Auftrag zu geben. Am Wochenende hatte die Schweiz beschlossen, dass künftig internationale Streaming-Anbieter sowie ausländische Fernsehsender mit Schweizer Werbefernsehen verpflichtet werden, vier Prozent des inländischen Umsatzes in der Schweiz zu investieren. Für den Verband Privater Medien (VAUNET) stellen neue Quoten- und Investitionsvorgaben immer Eingriffe in die Rundfunk-, Programm- und unternehmerische Freiheit dar. „Wir halten sie weder für erforderlich noch verhältnismäßig, sondern für verfassungs-rechtlich fragwürdig“, so die Geschäftsführerin Daniela Beaujean. Eine Investitionsquote würde den VoD-Anbietern und in der Folge dem Produktionsmarkt wirtschaftlich schaden, indem sie den schon ohnehin entbrannten Wettbewerb von lokalen Anbietern in ihren Differenzierungsmöglichkeiten gegenüber finanzkräftigen, global agierenden Streaming-Plattformen verschärft. Die privaten TV-Sender leisteten jährlich mehr als 20 Millionen Euro an Bundes- und Landesförderungen. Sie sehen jedoch deutlichen Reformbedarf im Bereich der wirtschaftlichen Förderung auf Bundesebene.
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„Alle Akteure müssen genau abwägen, wie berichtet wird“

„Alle Akteure müssen genau abwägen, wie berichtet wird“

von am 04.05.2022

Soziale Netzwerke verstoßen bei Kriegsbildern häufig gegen den Jugendmedienschutz

04.05.2022. Interview mit Dr. Marc Jan Eumann, Vorsitzender der Kommission für Jugendmedienschutz und Direktor der Landesmedienanstalt Rheinland-Pfalz

Bei den Landesmedienanstalten sind Hinweise auf Verstöße gegen die Menschenwürde und den Jugendmedienschutz im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine eingegangen. Diese werden, nach Aussage der Landesmedienanstalten aktuell geprüft. Die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) ruft dazu auf, den Schutz von Kindern und Jugendlichen bei der medialen Berichterstattung zu berücksichtigen und Minderjährige vor expliziten Aufnahmen – insbesondere von Leichen – zu schützen. Vor allem auf Social-Media-Plattformen wird nach wie vor russische Propaganda verbreitet und mit Kriegsbildern die Menschenwürde missachtet. Bei Verstößen gegen den Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (JMStV) ergreift die KJM Maßnahmen wie Bußgelder und Untersagungen. „Aktuell sind uns keine Fälle bekannt, in denen Medienhäuser unverantwortlich mit der Situation umgegangen sind“, sagt Marc Jan Eumann, Vorsitzender der Kommission für Jugendmedienschutz der Landesmedienanstalten. Trotzdem gebe es Ausnahmen, explizite Leichenaufnahmen bei Suchmaschinen oder Social-Media-Plattformen. Zudem würden Influencer, gezielt russische Propaganda verbreiten.
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