Kein genauer Überblick über die Onlinekosten des ZDF

Rechnungshof prüft ZDF: Kooperationsmöglichkeiten bei Auslandsstudios nutzen, Kostentransparenz für Onlinebereich erhöhen, nachhaltige Produktion weiterentwickeln
30.01.2023. Der Rechnungshof Rheinland-Pfalz prüfte für die Jahre 2017 bis 2020 die wirtschaftliche Lage des ZDF, insbesondere die Unterhaltung von 19 Auslandsstudios, die Onlineaktivitäten der Anstalt sowie die Umsetzung der Empfehlungen aus dem Beratungsbericht zum Thema Nachhaltigkeit aus dem Jahr 2019. Zur wirtschaftlichen Lage der Anstalt hob er hervor, dass sich ihr Eigenkapital in den letzten Jahren stark verringert habe. Die Quote sank von 47 Prozent (2010) auf 14,9 Prozent im Jahr 2019. In dem Jahr deckte das Eigenkapital das langfristig investierte Vermögen nur noch zu 19,9 Prozent ab. Nach der ZDF-Finanzordnung soll das langfristig investierte Vermögen weitgehend durch Anstaltskapital finanziert werden. Setze sich die Entwicklung des Eigenkapitals fort, drohe dem ZDF aus Sicht des Rechnungshofs eine finanzielle Schieflage. Das ZDF sehe hingegen die Liquidität, die auch die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten zugrunde lege, für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als relevanter an.
Aus dem Bericht des Landesrechnungshofs Rheinland-Pfalz:
Die 19 Auslandsstudios, Außenstellen, Korrespondentenstellen und Büros bilden das Auslandskorrespondentennetz des ZDF, für das etwa 30 Mio. Euro jährlich anfallen. An den 19 Standorten unterhält auch die ARD Auslandseinrichtungen. Möglichkeiten der Zusammenarbeit wurden bisher kaum genutzt. Der Rechnungshof hat empfohlen, die technischen Kooperationen unter den öffentlich-rechtlichen Anstalten auszubauen, damit die Infrastruktur in den Auslandsstudios sowohl vom ZDF als auch von der ARD eingesetzt werden kann. Das ZDF hat mitgeteilt, es beabsichtige weiterhin, mögliche Kooperationsansätze zu prüfen.
Über die Kosten, die Personalausstattung und die produzierten Sendeminuten der Auslandsstudios wurden die Gremien des ZDF bisher nicht umfassend informiert. Der Rechnungshof hat eine vollständige Berichterstattung zu diesen Kennzahlen empfohlen. Das ZDF hat zugesagt, dieser Empfehlung nachzukommen.
Die Onlineangebote der Fernsehsender werden zunehmend nachgefragt, während das klassische Fernsehen Zuschauerinnen und Zuschauer verliert. Der Rechnungshof hat empfohlen, der starken Ausweitung der Onlineaktivitäten des ZDF auch organisatorisch Rechnung zu tragen. Dadurch können Abstimmungsprobleme zwischen dem klassischen Fernseh- und dem Onlineangebot vermieden und Mittel eingespart werden. Das ZDF hat auf den laufenden Strategieprozess verwiesen, der auch organisatorische Anpassungen vorsehe.
Bislang kann das ZDF seine Gremien nicht umfassend über die Kosten des Onlinebereichs informieren. Der Rechnungshof hat angeregt, die Kosten möglichst exakt zu erfassen. Das ZDF hat grundsätzlich zugesagt, dem nachzukommen. Die genaue Erfassung der Kosten der Onlineaktivitäten bewertet das ZDF allerdings als schwierig und kostenintensiv. Eine Bilanzierung der Onlineproduktionen werde angestrebt.
„Für den Onlinebereich der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten gibt es nach wie vor keinen präzisen Auftrag.“
Mit dem Anstieg des Datenvolumens haben auch die sogenannten Onlineverbreitungskosten stark zugenommen. Der Rechnungshof hat dem ZDF daher empfohlen, zusammen mit anderen Rundfunkanstalten und der European Broadcasting Union zu versuchen, den Einsatz neuer Verfahren zur Datenreduzierung zu beschleunigen. Das ZDF hat mitgeteilt, dass die Onlineverbreitungskosten auch in Kooperation mit anderen Organisationen reduziert werden sollen. Für den Onlinebereich der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten gibt es nach wie vor keinen präzisen Auftrag. Damit fehlt ihnen auch eine Grundlage für den entsprechenden Finanzbedarf. Das ZDF hat hierzu mitgeteilt, dass die Weiterentwicklung im Telemedienbereich bislang nicht durch zusätzliche Programm-Mittel, sondern durch Umschichtungen aus dem Bestand finanziert worden sei.
Abschließend wurde untersucht, ob das ZDF die Empfehlungen zur Nachhaltigkeit aufgegriffen und seine Zusagen eingehalten hat. Die meisten Anregungen hat das ZDF umgesetzt oder plant dies. Nachhaltigere Produktionsweisen (Green Production), die insbesondere den sonst sehr hohen Energieverbrauch senken würden, werden allerdings teilweise nur mittelfristig umgesetzt. Der Rechnungshof hat empfohlen, die geplanten Maßnahmen zur Reduzierung der CO2-Emissionen zeitnah umzusetzen. Das ZDF hat zugesagt, sich auf seinem Weg zur Klimaneutralität bewusst auf die Reduktion von CO2-Emissionen zu konzentrieren und Green Production auszuweiten. Auch werde ein Leitfaden für nachhaltige Beschaffung erstellt.
Fazit:
Bislang sind die Organisationseinheiten des ZDF noch dadurch geprägt, ein lineares Programm auf verschiedenen Kanälen zu gestalten. Der Aufbau der Onlineangebote zeigt jedoch, dass in fast allen Organisationseinheiten des ZDF die Onlineangebote mitgedacht werden müssen. Das ZDF setzt bisher nicht die zunehmende Bedeutung des non-linearen Programms neben dem Fernsehprogramm in seiner Aufbauorganisation um.
„Nach Auffassung des Rechnungshofs erfordert eine zielgerichtete Steuerung und Koordinierung der ZDF-Onlineaktivitäten eine möglichst genaue Erfassung der damit verbundenen Kosten.“
Der Rechnungshof hat empfohlen, aufgrund der zunehmenden Bedeutung des non-linearen Programms neben dem Fernsehprogramm, die bisherige Aufbauorganisation mit ihren Abläufen zu überdenken, um erkennbare Abstimmungsprobleme zu vermeiden und Mittel einzusparen. Das ZDF betont, dass die Geschäftsleitung des ZDF gerade einen Strategieprozess aufgesetzt habe, der in einer zweiten Phase auch organisatorische Überprüfungen und Anpassungen vorsehe. Eine Koordinierung und Weiterentwicklung der ZDF-Onlineaktivitäten ist nur möglich, wenn die damit verbundenen Aufwendungen exakt festgehalten werden. Das ZDF sollte die Gremien genau und vollständig über die Onlinekosten informieren.
Nach Auffassung des Rechnungshofs erfordert eine zielgerichtete Steuerung und Koordinierung der ZDF-Onlineaktivitäten eine möglichst genaue Erfassung der damit verbundenen Kosten. Er hält eine umfassende Berechnung der Onlinekosten aus Transparenzgründen für angebracht und mit überschaubarem Verwaltungsaufwand für durchführbar. Das ZDF merkt an, es werde seinen Transparenzpflichten im Bereich der Onlinekosten nachkommen. Es weist allerdings auf die Schwierigkeiten hin, TV-Kosten und Onlinekosten getrennt zu erfassen. Eine präzise Ausgestaltung des Auftrags der Rundfunkanstalten im Onlinebereich ist nicht vorhanden. Sie bildet die Grundlage des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten und damit der Meldungen dieses Bedarfs an die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten. Der Rechnungshof hat bei den Onlineaktivitäten deshalb eine nähere Ausgestaltung des Auftrags auch im Medienstaatsvertrag angeregt.
Abschließender Bericht nach § 37 Medienstaatsvertrag über die Prüfung der Haushalts- und Wirtschaftsführung des ZDF für die Geschäftsjahre ab 2017, insbesondere des Auslandskorrespondentennetzes und der Onlineaktivitäten https://rechnungshof.rlp.de/de/veroeffentlichungen/pruefung-von-rundfunkanstalten/