Archiv März 2023
Angst vor Fake News und Vertrauen in öffentlich-rechtliche Medien
21.03.2023. Mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat die Frage nach Desinformation noch einmal an Bedeutung gewonnen. Russland und andere autoritär regierte Länder versuchen schon länger, durch Manipulation die öffentliche Meinung in Deutschland zu ihren Gunsten zu beeinflussen und die deutsche Demokratie zu destabilisieren. Mithilfe von repräsentativen Umfragen gehen wir den Fragen nach, wie groß die Angst vor Fake News in der Bevölkerung ist und wie hoch das Vertrauen in die öffentlich-rechtlichen Medien ausfällt. In repräsentativen Umfragen hat die Konrad-Adenauer-Stiftung untersucht, in welchem Maße Menschen Angst vor der Verbreitung von Desinformation haben und ob sie den öffentlich-rechtlichen Medien vertrauen. Insbesondere wird ein Blick auf mögliche Veränderungen bei der Wahrnehmung des Problems von Desinformation und dem Vertrauen in öffentlich-rechtliche Medien mit dem russischen Angriff auf die Ukraine geworfen. Autoren der Studie sind Dr. Jochen Roose und Dominik Hirndorf.
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Mehr als 500 Sprachexperten wenden sich gegen Gendersprache in ARD und ZDF
20.03.2023. Vor einem Jahr wurde ein Aufruf gegen die Nutzung "gendergerechter Sprache" im öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) ins Leben gerufen. Inzwischen haben mehr als 500 Sprachwissenschaftler und Philologen den Aufruf unterzeichnet. Auch bei der Online- Anhörung zum Dritten Medienänderungsstaatsvertrag hatten sich sehr viele Beteiligte gegen das Gendern ausgesprochen. Der ÖRR hat dieses klare Votum bislang sowohl in der Sache als auch in der Berichterstattung weitgehend ignoriert. Unter den Unterzeichnern des Aufrufs - www-linguistik-vs-gendern.de - befinden sich Mitglieder des Rates für deutsche Rechtschreibung, der Gesellschaft für deutsche Sprache und des PEN-Zentrums sowie etliche renommierte Sprachwissenschaftler. Aus den Reihen der Unterzeichner wurde Anfang 2023 das "Netzwerk Sprachkritik" gegründet, das der umstrittenen Gendersprache mit sprachwissenschaftlicher Aufklärung entgegentreten möchte.
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Ralf Ludwig steht für eine konsequente Weiterführung der Reformen
15.03.2023. Von Helmut Hartung, Chefredakteur medienpolitik.net
Am vergangenen Montag wurde in Leipzig ein neuer Intendant gewählt. Der bisherige Verwaltungsdirektor erhielt 33 von 48 Stimmen des Rundfunkrates. Ein knappes Ergebnis – bei 32 lag das Quorum – für Ralf Ludwig. Ab 1. November wird er die Gegenwart und Zukunft der Dreiländeranstalt wesentlich prägen. Im Vorfeld des Votums wurde viel über das Verfahren diskutiert, wurde mangelnde Transparenz bei der Auswahl des Kandidaten beklagt.
Sicher können die Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen im MDR-Staatsvertrag ein größeres Mitspracherecht der Belegschaft und eine Nominierung von mindestens zwei Kandidaten festschreiben, doch nicht die Medienpolitik der Länder wurde von einigen Rundfunkratsmitgliedern kritisiert, sondern die Arbeit des Verwaltungsrates. Hier wurden jedoch die Falschen ins Visier genommen: Der Verwaltungsrat mit ihrer Vorsitzenden Birgit Diezel ist bei dem Auswahlverfahren über die gesetzlichen Vorgaben weit hinaus gegangen, indem er die Stelle ausgeschrieben und Vertreter verschiedener Gremien des MDR beratend eingeladen hatte, die Entscheidung zu begleiten.
Von Journalismusplattformen können Medienhäuser und ihre Nutzer profitieren
14.03.2023. Fragen an Dr. Christian Wellbrock, Hamburg Media School, Prof. Dr. Frank Lobigs, Professor für Medienökonomie an der TU Dortmund und Prof. Dr. Christopher Buschow, Fakultät Medien der Bauhaus-Universität Weimar
„Coopetition is King – Ökonomische Potentiale und medienpolitische Implikationen kooperativer Journalismusplattformen“ lautet der Titel der Studie, die von Dr. Christian Wellbrock, Prof. Dr. Frank Lobigs, Lukas Erbrich und Jun.-Prof. Dr. Christopher Buschow durchgeführt wurde und die die Landesanstalt für Medien NRW in Auftrag gegeben hat und die Hoffnung macht in Zeiten, in denen zahlreiche journalistische Angebote eingestellt werden. Die Studie zeigt, Journalismusplattformen können einen ökonomischen Gewinn für Medienhäuser und ihre Nutzerinnen und Nutzer bringen. Dabei gehen die Forscher der Frage nach, wie sich anbieterübergreifende, abonnementbasierte Plattformen im digitalen Journalismus einerseits auf die Umsätze in der Branche und andererseits auf die Zahl der Menschen auswirken würde, die ein journalistisches Angebot abonnieren. Solche Plattformen, also eine Art Spotify im Journalismus, stellen ein aufstrebendes, aber in der Branche kontrovers diskutiertes Geschäftsmodell für Digitaljournalismus dar. Fragen an die drei Wissenschaftler.
Die Intendantin von Radio Bremen ist der Auffassung, dass bei einer Fusion nicht viel gespart werden könne
03.03.2023. Interview mit Dr. Yvette Gerner, Intendantin von Radio Bremen
Bei Vorschlägen zur Strukturreform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks werden immer wieder Fusionen von Radio Bremen und dem Saarländischen Rundfunk mit benachbarten ARD-Anstalten genannt. Eine ähnliche Debatte gab es bereits Ende der 90iger Jahre. Im Ergebnis kam es zwar nicht zu einem Aus für die zwei kleinsten ARD-Anstalten, aber der ARD-interne Finanzausgleich wurde um die Hälfte gekürzt. 1999 bestand der Jahresetat von Radio Bremen in Höhe von 180 Millionen Mark fast zur Hälfte aus Zuwendungen des ARD-Finanzausgleichs. Heute liegen die Ausgaben, mit inzwischen wieder leicht erhöhtem Ausgleich, bei 120 Millionen Euro. Die Zahl fester Mitarbeiter sank von 600 auf 228 im Jahr 2021. „Bei Radio Bremen gibt es nicht mehr viel zu sparen. Ginge es wirklich um Einsparungen, wäre bei einem Zusammenschluss keine echte Fusionsrendite drin, da wir besonders kostengünstig produzieren“, sagt Dr. Yvette Gerner, Intendantin von Radio Bremen gegenüber medienpolitik.net. Zudem kooperiere man sehr viel, vor allem mit dem NDR und setze schon seit Jahren auf Shared-Services, verfüge über keine eigene Einkaufsabteilung, keine eigene Revision oder Beitragsabteilung.
EMR-Studie zu künftiger Regulierung bei der grenzüberschreitenden Verbreitung von audiovisuellen Inhalten
02.03.2023. Der Digital Services Act und Digital Markets Act, davor die eCommerce- und vor allem die AVMD-Richtlinie, zuletzt dann der Vorschlag für einen European Media Freedom Act (EMFA) – die Europäische Kommission ergänzt mit ihren Vorschlägen das Paket an Rechtsakten, das demokratische Standards in den Medien schützen oder eine Rechtsdurchsetzung in der digitalen Welt stärken soll. Diese Gesetze sind notwendig, ihre Bedeutung ist unbestritten. In der Anwendung zeigen sich jedoch Probleme, für die es im Blick auf die zunehmende Bedeutung der grenzüberschreitenden Verbreitung audiovisueller Inhalte dringend Lösungen braucht. Neben Fragen der Kompetenzverteilung zwischen den diversen Regulierungseinrichtungen, der Unabhängigkeit dieser Institutionen und der Schaffung von Kohärenz zwischen den verschiedenen Rechtsakten, ergeben sich erhebliche Schwierigkeiten in der Praxis bei der grenzüberschreitenden Rechtsdurchsetzung. Es liegt nun bei den Gesetzgebern, diese Schwierigkeiten anzugehen - auch mit Blick auf den aktuell diskutierten EMFA-Vorschlag. Zu diesem Schluss kommt das Gutachten von Prof. Dr. Mark D. Cole und Christina Etteldorf, das die Landesanstalt für Medien NRW beim Institut für Europäisches Medienrecht (EMR) in Auftrag gegeben hat.