Medienkompetenz
NRW erwartet Reformen der Sender für Beitragsstabilität über 2024 hinaus
10.01.2023. Fragen an Nathanael Liminski, Chef der Staatskanzlei in NRW und Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien
Nach Auffassung von Nathanael Liminski, Chef der Staatskanzlei in NRW, befindet sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht erst seit den Vorfällen beim RBB in der Krise. Wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk in der heutigen digitalen Welt neu erfunden würde, sähe er sicher nicht so aus wie aktuell, sagt der NRW-Medienminister. Über die seit 2017 betriebenen Strukturreformen der ARD hinaus seien eine noch stärkere Harmonisierung und Standardisierung der Produktionslandschaft wie auch eine engere Zusammenarbeit im programmlichen Bereich unerlässlich. Die Konkretisierung struktureller Reformen, könnte zur Beitragsstabilität in der nächsten Beitragsperiode beitragen. Liminski unterstützt den Vorschlag des WDR-Intendanten Tom Buhrow zur Berufung eines Expertengremiums. Ein solcher „Reformkonvent“ könnte auf der Grundlage eines klaren Mandats wichtige Impulse für den zukünftigen politischen Entscheidungsprozess setzen. Sachverstand, Unabhängigkeit und eine Expertise, die unterschiedliche Perspektiven vereint, wären geeignet, Akzeptanz zu erzeugen und ausgetretene Denkpfade zu verlassen.
[mehr…]
Bayerischer Medienminister mahnt die Anstalten, Pläne für Strukturreformen zu unterbreiten
04.01.2023. Fragen an Dr. Florian Herrmann, Leiter der Staatskanzlei und Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien Bayerns
Die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gehört zu den Schwerpunkten Bayerischer Medienpolitik. Gegenüber medienpolitik.net betont Dr. Florian Herrmann, Chef der Bayerischen Staatskanzlei, dass es das Ziel der Länder sei, mithilfe eines Reformkonzepts, den Rundfunkbeitrag stabil zu halten. So sollen die Vorteile und die Vielfalt des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bewahrt, aber Mehrfachstrukturen zusammengeführt und sichergestellt werden, dass alle Bevölkerungsgruppen ein passendes Angebot finden. Es sei nicht klar, so Herrmann, „wie Parlamente auf die denkbare Empfehlung einer Erhöhung des Rundfunkbeitrags, und sei es auch nur zum Inflationsausgleich, reagieren würden“.
Auf der Agenda der Münchner Staatskanzlei für 2023 stehen zudem Veränderungen am Entwurf des European Media Freedom Acts („EMFA“), die Förderung der lokalen und regionale Radio- und TV-Sender sowie die Verbesserung der Medienkompetenz Jugendlicher. „Wir stehen fest an der Seite der bayerischen (Medien-) Unternehmen und setzen uns weiterhin für den Erhalt der einzigartigen Medienvielfalt in Bayern ein“, sagt der Medienminister.
[mehr…]
Der „Tagesspiegel“ verkleinert sein Format und reduziert die Medienberichterstattung
28.11.2022. Von Helmut Hartung, Chefredakteur medienpolitik.net
„Entlang meiner fernsehsoziologischen Analyse, wonach Fernsehen Dumme dümmer macht und Schlaue schlauer, plädiere ich für ein gemeinsames Fernsehprogramm von ARD und ZDF, das beide schlauer macht. Ich weiß, worüber ich fantasiere: Ich schaue seit 60 Jahren fern und schreibe seit 35 Jahren übers Fernsehen“, das stellt Joachim Huber, Ressortleiter Medien des „Tagesspiegel“ auf der Medienseite seiner Zeitung am 26.November lakonisch fest. Diese Medienseite wird es ab morgen nicht mehr geben. Die Berliner Tageszeitung „Tagesspiegel“ erscheint dann in einem neuen kompakteren Format mit Tabloid-Größe, einem anderen Layout und überarbeitetem journalistischen Konzept. Das Blatt wird dann aus einem überregionalen und einen regionalen Teil bestehen. „Wir investieren in unseren Journalismus. In Zukunft lesen Sie zwei Zeitungen in einer: Mehr aus der Welt. Mehr aus der Weltstadt. Der neue Tagesspiegel“, lautet die Eigenwerbung des Verlages im Kampf um neue Leser. Das Motto der Zeitung, so steht es über dem Eingang des Medienhauses am Askanischen Platz, war bisher „Rerum cognoscere causas – die Ursachen der Dinge erkennen“. Mit der Verkleinerung des Formats beginnt anscheinend auch - zumindest im Medienbereich – eine Reduzierung der journalistischen Kompetenz. Eine „Investition in den Journalismus“ ist die Einstellung der Medienseite jedenfalls nicht.
[mehr…]
Video Trends 2022: Mehrheit der Smart-TV-Nutzer verlassen sich auf Angebote der Benutzeroberflächen
19.10.2022. Im Internet surfen oder per Knopfdruck auf der TV-Fernbedienung Filme im Einzelabruf starten? Die neuen Video Trends 2022 der Medienanstalten zeigen, dass mehr als die Hälfte der Personen ab 14 Jahren in Deutschland regelmäßig Online-Videos am TV-Gerät nutzt, besonders gerne am Smart TV. Bei einem Drittel dieser Nutzerinnen und Nutzer ist die Benutzeroberfläche der erste Bildschirm nach dem Einschalten. Sie bietet ihnen Orientierung in der digitalen Angebotsvielfalt. Aber: Sechs von zehn Personen nehmen keine individuellen Anpassungen auf der Benutzeroberfläche vor, sondern verlassen sich auf das herstellerseitig präsentierte Angebot an Inhalten und Apps. Begründet wird dies auch damit, dass eine Anpassung zu kompliziert oder aufwendig ist. Im Sinne der Vielfaltssicherung ist es daher wichtig, dass die Anbieter die gesetzlichen Vorgaben zu Benutzeroberflächen ordnungsgemäß umsetzen.
[mehr…]
Defizite bei Einordnung wissenschaftsjournalistischer Inhalte
28.09.2022. Von Dr. Eva Flecken und Dr. Tobias Schmid – beide Direktoren sind die Themenbeauftragten der Landesmedienanstalten zu Desinformation und journalistischen Sorgfaltspflichten
Gute Nachrichten! Wir befinden uns doch noch in einem aufgeklärten oder zumindest aufklärerischen Zeitalter. Nicht allein der Sturm und Drang hat uns ergriffen, auch wenn sich dieses Gefühl bei einem Blick auf Twitter-Timelines, Boulevard-Schlagzeilen und Clickbait-Logik bislang einstellen mag. Die Politik erklärt die Zeitenwende zum Modus Operandi unserer Gegenwart, Emotionen prägen das Weltgeschehen und somit auch die Nachrichtenlage. Der Versuch des kriegerischen Unterjochens einer Nation, besorgniserregende Klimakatastrophen und epidemischer Notstand versetzen uns in einen Zustand ubiquitärer Alarmbereitschaft. Nicht selten mündet dies darin, dass unsere persönlichen Emotionen anerkannten Fakten diametral gegenüberstehen. Wir alle mussten und müssen unser Verhältnis von Gefühlen auf der einen und Fakten auf der anderen Seite fortwährend überprüfen. Nicht zuletzt die weltweite Pandemie sorgte dafür, dass die Wahrheit und als ihre Anwältin die Wissenschaft ins Zentrum unserer Debatten rückt. Das stellte auch eine Herausforderung für den Journalismus dar. Medienhungrige Scharlatane mussten von wahren virologischen und manchmal auch medienhungrigen Wissenschaftlern unterschieden werden.
[mehr…]