Infrastruktur
In zehn Jahren könnte der Hörfunk von der Produktion bis zum Empfang durchgängig digital sein
19.07.2021. Interview mit Helmut G. Bauer, Rechtsanwalt
Am 1. August 2011 wurde in Regensburg der Startknopf für den ersten bundesweiten DAB+– Multiplex gedrückt. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der DAB+-Radioprogramme und der DAB +Radiogeräte vervielfacht. Immer mehr Menschen hören inzwischen Radio über DAB+ und das Internet. Die UKW-Radionutzung geht schrittweise zurück. Anlass für einen Rückblick und um einen Ausblick zu wagen. Helmut G. Bauer hat diese Entwicklung von Anfang an begleitet.
28.06.2021. Von Prof. Dr. Stefan Sporn, Honorar-Professor der TH Köln und Sprecher des Beirats der Kölner Forschungsstelle für Medienrecht*
Ob man im Leben bestimmte Dinge wirklich braucht, weiß man leider immer erst dann, wenn sie weg sind – meist unwiederbringlich. Im Zeitungsmarkt sind in den vergangenen Jahren viele Zeitungen bzw. ihre überregionalen Mäntel verschwunden. Fehlen sie? Daneben hat jetzt wohl ein weiterer unumkehrbarer Prozess des medialen Verschwindens eingesetzt: Der des Ver-schwindens von linearem Fernsehen. Sowohl die Kabel-/IP-Netzbetreiber als Verbreiter als auch die Veranstalter selbst schalten Sender ab. In Deutschland hat einer der größten Netzbetreiber jüngst mitgeteilt, eine ganze Reihe von TV-Sendern nicht mehr weiterzuverbreiten.
Stefan Raue: Kein Strategiewechsel bei DAB+
11.03.2021. Interview mit Stefan Raue, Intendant des Deutschlandradios und Vorsitzender Digitalradio Deutschland e.V.
Im umsatzstärksten Jahr seit der Einführung von DAB+ wurden in Deutschland 2020 mehr als 1,83 Mio. DAB+ Empfänger abgesetzt. Wie der HEMIX (Home Electronics Market Index) belegt, entspricht dies einem Wachstum von 15,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch der Umsatz mit DAB+ Radios wuchs mit 13 Prozent zweistellig: von 216 Mio. Euro in 2019 auf die aktuelle Bestmarke in Höhe von 244 Mio. Euro in 2020. Die Nutzung des digital-terrestrischen Radios hat 2020 bei der Tagesreichweite relativ um rund 50 Prozent zugelegt. Das macht DAB+ zum Radioverbreitungsweg mit dem derzeit stärksten Wachstum. In einem Gespräch mit medienpolitik.net bekräftigt Stefan Raue, Intendant des Deutschlandradios, dass die Politik weiterhin eine wichtige Rolle für die Akzeptanz von DAB+ spiele. So definiere das Digitalradio Board der Bundesregierung grundlegende Bedingungen für den beschleunigten Aus- und Aufbau von DAB+ in Deutschland. Auf Irritationen im Zusammenhang mit dem neuen RBB-Staatsvertrag angesprochen, erklärt Raue: „Wir erkennen keine Strategieänderung. Die ARD und das Deutschlandradio halten an DAB+ und der Digitalisierung der Radioprogramme fest.“ Dabei gelte ein hybrider Ansatz: DAB+ als robustes Rückgrat der Programmverbreitung und IP-Radio als Ergänzung.
Nebenkostenprivileg – eine alte Verpflichtung zu Lasten zeitgemäßer Mediennutzung
21.12.2020. Von Prof. Dr. Tobias Gostomzyk, Professur für Medienrecht, TU Dortmund
Nebenkostenprivileg – ein sperriges Wort. Die Nebenkosten beziehen sich auf zu zahlende Mietnebenkosten. Dazu gehören bislang nicht nur Kosten wie für das Beseitigen von Müll oder das Warten von Aufzügen, sondern auch die laufenden monatlichen Grundkosten für den Kabelanschluss. Unter Privilegierung ist zu verstehen, dass diese Kosten laut Betriebskostenverordnung (BetrK-VO) auf Mieter*innen umgelegt werden dürfen. So können Kabelnetzbetreiber und vor allem Wohnungseigentumsgesellschaften Verträge schließen, die sie für günstig befinden, Mieter*innen aber verpflichten. Das gilt unabhängig davon, ob Letztere Kabelfernsehen tatsächlich nutzen oder lieber Fernsehen über Satellitenempfang oder IP-basiert beziehen. Damit werden Mieter*innen seit langem in ihrer Wahlfreiheit eingeschränkt. Denn wer über einen anderen Weg als Breitbandkabel fernsehen möchte, muss für diesen Zugang zumindest zusätzlich zahlen. Kosten für den Kabelanschluss sollen künftig nur zeitlich befristet als Mietnebenkosten angesetzt werden dürfen. Mieter*innen erhalten so eine größere Freiheit auszuwählen, über welchen technischen Weg sie Rundfunkinhalte nutzen möchten. Vertreter einiger Medienanstalten, der Verband für private Medien Vaunet sowie die Staatskanzlei Rheinland-Pfalz sehen hierin eine Vielfaltsgefährdung. Stimmt das?
[mehr…]
Media Broadcast baut zweites bundesweites Digitalradionetz für 67 Millionen Hörer
02.10.2020. Interview mit Arnold Stender, Geschäftsführer Media Broadcast
Media Broadcast errichtet gegenwärtig das Sendernetz für die zweite nationale DAB+ Plattform. Danach sollen rund 67 Millionen Hörer bis zu 16 Programme über die Plattform von Antenne Deutschland mobil empfangen können. Über 71 Standorte werden somit rund 83 Prozent der Bevölkerung versorgt. Je nach Region werden die Programme auf unterschiedlichen Frequenzen übertragen. DAB+ Radiogeräte wechseln automatisch auf den Kanal mit dem jeweils besten lokalen Empfang, so dass für den Hörer ein bundesweit durchgängiger Empfang sichergestellt wird. Bereits in der ersten Ausbaustufe des neuen nationalen Sendernetzes wird von 71 Standorten gesendet. Diese Standorte werden alle zum Sendestart im Oktober 2020 oder in Einzelfällen kurz danach in Betrieb gehen. Ein weiterer Ausbau ist mit steigender DAB+ Nutzung im Laufe der kommenden Jahre geplant. „Wir glauben“, so Arnold Stender, Geschäftsführer Media Broadcast, in einem medienpolitik.net-Interview, dass die zweite bundesweite Plattform mit ihren attraktiven Programmen ein wichtiger Baustein für den Erfolg von DAB+ sein wird.
Der Start von Disney+ in Deutschland wird nicht zulasten von Netflix gehen
25.03.2020. Interview mit Dr. Florian Kerkau, Geschäftsführer Goldmedia Custom Research GmbH
Die Corona-Krise verändert das Mediennutzungsverhalten. Nach Informationen der Marktforschungsplattform Appinio gaben 45 Prozent der Umfrageteilnehmer an, in ihrer Freizeit wieder mehr TV zu sehen. 35 Prozent der Befragten nutzen das Streaming über VoD-Plattformen stärker. 44 Prozent surft deutlich mehr im Internet. Damit das Netz aufgrund der verstärkten Nutzung vor allem von Bewegtbildangeboten nicht zusammenbricht, haben große Streaming-Plattformen europaweit die Qualität ihrer Videos vermindert, um weniger Datenmengen zu beanspruchen. In dieser Boomzeit für Video-on-Demand-Anbieter ist gestern, wie geplant, die neue Plattform Disney+ in Deutschland freigeschaltet worden. Obwohl der Streaming-Dienst erst im November 2019 in den USA startete, ist Disney+ im vergangenen Jahr bereits auf Platz 8 der am meisten heruntergeladenen Video-Streaming-Apps (iOS und Google Play) gelandet. Im Dezember wurde die App weltweit auf Platz 6 der Apps mit den höchsten Verbraucherausgaben der Non-Gaming-Apps gerankt. Nach Einschätzung von Dr. Florian Kerkau, Geschäftsführer Goldmedia Custom Research GmbH, sei das Interesse an dem neuen Dienst sehr groß. Einen Nachteil für Netflix sieht er nicht: Zwei Drittel der potenziellen Disney+-Kunden wollen den Dienst zusätzlich zu ihren bestehenden Abonnements beziehen.
[mehr…]
Technologieorientierte Branchenverbände haben Gutachten zum Medienstaatsvertrag in Auftrag gegeben
16.08.2019. Fragen an Marie Anne Nietan, Referentin für Medienpolitik, Bitkom
Die Branchenverbände ANGA, Bitkom, eco und ZVEI haben erhebliche Bedenken gegen den Entwurf des Medienstaatsvertrages in seiner jetzigen Fassung: Insbesondere die geplanten Vorgaben für die Gestaltung und Nutzung des TV-Bildschirms verhindern nach Auffassung der Verbände Innovationen und bevormunden Verbraucher. Die vier Verbände haben in diesem Zusammenhang ein Gutachten zur europarechtlichen Einordnung dieser Vorgaben beim Europäischen Institut für Medienrecht (EMR) in Auftrag gegeben, das Ende August vorgestellt werden soll. Gegenüber medienpolitik.net erklärte dazu Marie Anne Nietan, Referentin für Medienpolitik, Bitkom dass die Änderungen am 1. Entwurf aus Bitkom-Sicht „eher negativ als positiv“ zu bewerten seien. Dazu zähle die vorgeschlagene Regelung für eine „Basisauffindbarkeit“ von linearen Rundfunkprogrammen und ein Regelungsvorschlag für eine privilegierte Auffindbarkeit von bestimmten Angeboten. „Das Geschäftsmodell von Plattformenanbietern basiert auf dem Konzept, ihren Nutzern möglichst viele Angebote und Inhalte möglichst einfach auffindbar zu machen und dabei die Interessen des Nutzers in den Mittelpunkt zu stellen. Die privilegierte Auffindbarkeit einzelner Angebote bedeutet immer auch eine Benachteiligung anderer Angebote/Inhalte sowie insgesamt eine unangemessene Bevormundung der Nutzer“, erläutert Marie Anne Nietan.
Fusion zwischen Vodafone und Unitymedia könnte mit strengen Auflagen gebilligt werden
04.04.2019. Von Dietmar Schickel, Geschäftsführer DSC Dietmar Schickel Consulting GmbH & Co. KG, Berlin
Kommt der Deal zustande oder nicht? Nein, die Rede ist dieser Tage ausnahmsweise nicht vom Brexit, sondern von der Fusion zwischen Vodafone und Unitymedia. Zwischenzeitlich wurden die beiden Unternehmen von der Europäischen Kommission über das weitere Vorgehen informiert. Zwar gibt es Bedenken, aber eine generelle Ablehnung soll es wohl nicht geben.
Nachdem diverse Spitzenverbände der Telekommunikations- und Kommunikationsindustrie wie der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO), der Bundesverband Glasfaseranschluss (BUGLAS), der Verband Privater Medien (VAUNET) sowie die Deutsche Netzmarketing GmbH (DNMG) vor gut zwei Wochen in Berlin ihre massiven Vorbehalte zur Fusion in einer gemeinsamen Erklärung vorgestellt haben, nimmt das Thema nach einer längeren ruhigen Phase wieder Fahrt auf. [mehr…]
Plattformregulierung und Kabel-Remonopolisierung
7.11.2018. Von Dr. Christoph Wagner, Berlin
Für die Verbreitung von Fernsehprogrammen in Deutschland gibt es derzeit zwei wichtige Themen: Erstens die geplante Novelle des Medienstaatsvertrages mit Neuausrichtung der Plattformregulierung, für die – ein Novum – ein öffentliches Konsultationsverfahren mit beachtlicher Resonanz durchgeführt wurde. Ob die teils mit beträchtlichem Aufwand erstellten Eingaben in einem weiterentwickelten Entwurf berücksichtigt werden, bleibt abzuwarten. [mehr…]
DVB-T2: Zahl der Standorte mit privaten Programmen verdoppelt sich gegenüber DVB-T
05.09.18 Interview mit Klaus Baumhauer, Leiter Vertrieb (B2B) Media Broadcast
Die Umstellung des terrestrischen Antennenfernsehens auf den Standard DVB-T2 geht in die Endphase. 2019, drei Jahre nach dem Start, soll das Sendernetz HD-tauglich sein. Insgesamt werden dann 63 Standorte mit privaten [mehr…]