„Wir befinden uns nach einem Jahr noch in der Lernphase“

30. Oktober 2023
 Kristian Costa-Zahn, ARD Kultur-Programmgeschäftsführer
Kristian Costa-Zahn, ARD Kultur-Programmgeschäftsführer
Mit annähernd 300 Beiträgen ist ardkultur.de zum Kulturschaufenster der ARD geworden

Interview mit Kristian Costa-Zahn, ARD Kultur-Programmgeschäftsführer und Head of Content

ARD Kultur, die jüngste Gemeinschaftseinrichtung der Arbeitsgemeinschaft feiert einjähriges Bestehen. Die Plattform ardkultur.de ist am 26. Oktober 2022 unter Federführung des MDR in Weimar gestartet. ARD Kultur hat bisher über 30 Auftrags- und Koproduktionen in die Mediathek und Audiothek der ARD eingebracht. Das Zentrum der Aktivitäten und ein Wegweiser durch das Kulturangebot der ARD, von Deutscher Welle, Deutschlandradio, 3sat und ARTE ist ardkultur.de. Vor wenigen Tagen wurde das Telemedienkonzept für das Online-Angebot vom MDR-Rundfunkrat genehmigt. Die neue Gemeinschaftseinrichtung agiert zudem als aktiver Netzwerkpartner für die Kultur- und Kreativszene. Wie der Programmgeschäftsführer Kristian Costa-Zahn in einem medienpolitik.net-Gespräch betont, sei ardkultur.de zum Kulturschaufenster der ARD geworden. Die Beiträge wiederspiegelten den aktuellen Stand der ausführlicheren Kulturinformationen aller Landesrundfunkanstalten in Video und Audio und der anderen öffentlich-rechtlichen Partner. Es würden auf ardkultur.de 40 Kulturbereiche abgebildet.

medienpolitik.net: Herr Costa-Zahn, was unterscheidet das Portal ardkultur.de heute von dem vor einem Jahr?

Costa-Zahn: Die Gemeinschaftseinrichtung ARD-Kultur besteht aus drei Säulen: Herzstück von ARD Kultur ist das Online-Portal ardkultur.de. Es fungiert als Wegweiser durch das vielfältige Kulturangebot der ARD, Deutscher Welle, Deutschlandradio, 3sat und ARTE. Zudem werden eigene Projekte für ARD Mediathek und ARD Audiothek umgesetzt. Damit erweitert ARD Kultur das Kulturportfolio der ARD und richtet sich bei Neu-Produktionen damit vor allem an die Altersgruppe der 30-50-Jährigen. ARD Kultur versteht sich aber auch als Netzwerkpartner für die Kultur- und Kreativszene. Alle drei Bereiche wurden in den vergangenen Monaten qualitativ und quantitativ ausgebaut. Aktuell sind im Portal ardkultur.de über 300 Angebote verfügbar – von HipHop bis Klassik, von Literatur bis Mode, von Street Art bis Architektur. Zusätzlich bietet das Portal spezielle Seiten zu Partnerschaften und übergreifenden Themen wie "100 Jahre Radio" und präsentiert die Audio- und Video-Angebote von ARD, ZDF und 3sat von den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig. Vor einigen Tagen wurde das Telemedienkonzept für das Online-Angebot vom MDR-Rundfunkrat genehmigt, damit endet in Kürze die Beta-Phase für ardkultur.de.

medienpolitik.net: Inwieweit ist ardkultur.de, wie zum Start angekündigt, zum Schaufester des ARD-Kulturangebotes geworden?

Costa-Zahn: ardkultur.de ist heute das Kulturschaufenster der ARD. Die Beiträge auf dem Portal wiederspiegeln den aktuellen Stand der Kultur-Projekte der Landesrundfunkanstalten in Video und Audio und unserer anderen öffentlich-rechtlicher Partner. Die Kuratierung erfolgt in Abstimmung mit den Anstalten. So finden sich auf dem Portal substantielle Angebote aus der gesamten ARD. Bei ARTE und 3Sat sind jedoch nur die Inhalte auf unserem Portal zu finden, die auch in die ARD Mediathek und ARD Audiothek gestellt worden sind. Wir bilden auf dem Portal annähernd 40 Kulturbereiche ab. Allerdings müssen die Videos eine Mindestlänge von sieben Minuten sowie eine deutschlandweite Relevanz aufweisen. Die aktuelle Berichterstattung ist nicht unser Auftrag. Die sehr spezifische Information über regionale Bräuche und Veranstaltungen, findet sich weiterhin in den Angeboten der Landesrundfunkanstalten. 

„ARD Kultur erweitert das Kulturportfolio der ARD und richtet sich bei Neu-Produktionen vor allem an die Altersgruppe der 30-50-Jährigen.“

medienpolitik.net: Wie fällt die Bilanz der Eigenproduktionen für die jüngere Zielgruppe aus?

Costa-Zahn: Wir haben bis heute über 30 Projekte veröffentlicht, weitere befinden sich gegenwärtig in der Produktionsphase. Diese Produktionen entstanden und entstehen in Zusammenarbeit mit den Landesrundfunkanstalten eines aber auch mit dem ZDF. Wir konnten in unserem ersten Jahr viele innovative Projekte, als Auftrags- und Ko-Produktionen mit den ARD-Medienhäusern, anstoßen – sei es „Flaesh“, die Doku-Reihe über Tattookultur in Deutschland (ARD Kultur/MDR), das Kunstformat „ohnetitel3000“ auf TikTok (WDR/ARD Kultur) oder das Projekt „Rebels“ über Kultur und Aktivismus (ARD Kultur, BR, RBB, NDR, SWR, WDR und MDR).

medienpolitik.net: Womit sind Sie nach einem Jahr zufrieden?

Costa-Zahn: Sowohl mit dem breiten Angebot auf dem Portal als auch mit der Nutzung der eigenproduzierten Beiträge in der ARD Mediathek sind wir sehr zufrieden. Wichtig sind für uns aber auch die Resonanz in der Öffentlichkeit und Auszeichnungen. So wurde die Mockumentary „Szene Report“ für den Grimme-Preis nominiert.

medienpolitik.net: Und womit sind Sie nicht zufrieden?

Costa-Zahn: Einige unserer Projekte waren nicht so erfolgreich wie wir es gehofft hatten. Aber wir befinden uns nach einem Jahr noch in der Lernphase und können auch dadurch wieder Erfahrungen sammeln. Da bis vor kurzem ardkultur.de noch im Drei-Stufen-Test war, konnten wir das Portal noch nicht richtig bewerben und sind in diesem Bereich bisher mit angezogener Handbremse gefahren. Das wird sich jetzt aber bald ändern.

medienpolitik.net: Sie wollten jüngere Nutzergruppen erreichen. Gelingt das?

Costa-Zahn: Dieses Ziel besteht vor allem bei den eigenproduzierten Projekten. Bisher haben wir mit unseren Projekten viel Aufmerksamkeit geweckt. So registrieren wir hier 16 Millionen Abrufe und linear haben diese Inhalte rund 7 Millionen Zuschauer erreicht. Das Portal ardkultur.de soll aber alle Interessierten ab 16 Jahren erreichen. Mit unserem breiten Angebot beispielsweise von moderner Kunst bis hin zu klassischen Kunstrichtungen entsprechen wir dem. Hier findet der Nutzer neben unseren eigenen Projekten auch Inhalte von „Funk“ oder den linearen Programmen. Für die Nutzung des Portals verfügen wir noch nicht über valide Abrufzahlen.

medienpolitik.net: Welche Rubrik wird bei ardkultur.de am meisten genutzt?

Costa-Zahn: Eindeutig die Musik. Hier bieten wir ein breites Spektrum mit den meisten Rubriken von Hip-Hop bis Bach. Es gibt aber auch quantitativ am meisten Musikprojekte auf dem Portal, so dass die starke Nachfrage auch mit unserem vielfältigen Angebot zusammenhängen kann.

medienpolitik.net: Wie entwickelt sich die Produktion eigener Projekt weiter?

Costa-Zahn: Der Anteil von ARD Kultur an diesen Projekten ist unterschiedlich. Teilweise sind wir Juniorpartner, einige Ideen werden auch von allen neun Landesrundfunkanstalten umgesetzt und einige Projekte realisieren wir auch allein. So wollen wir drei erfolgreiche Projekte mit neuen Staffeln weiterführen. Dazu gehören die Mockumentary ‚Szene Report‘, der Kultur-True-Crime-Podcast „Melody of Crime“ und das Fashion-Format „Beyond Fashion“ mit Avi Jakobs. Ich gehe davon aus, dass wir im Durchschnitt 20 Projekte pro Jahr realisieren werden, sowohl Video als auch Audio.

 

 

 

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